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Elser, Nachträge zur Biographie

Nachtrag Nr. 14

Zu den vielen Verhafteten im November 1939, die verdächtigt wurden, das Attentat in München gegen Hitler unternommen zu haben, gehörte auch der Schriftsteller Norbert Jacques am Bodensee. Geb. 1880 in Luxemburg, gest. 1954.

Jacques war Schöpfer der weltberühmten Figur des Dr. Mabuse. Wegen seiner internationalen Kontakte, auch zu Emigranten, wegen des Dr. Mabuses und einer fälschlichen Identifikation als Jude (jüdische Ehefrau) sahen die Nazis in Jacques den idealen Attentäter. Die Lindauer SA hatte schon 1938 sein Haus in einer speziellen kleinen „Reichskristallnacht“ überfallen.

Ein Jahr später ließ ihn die Berliner Gestapo als Attentäter verhaften und zweieinhalb Wochen einlochen, im Gefängnis von Lindau. (Manfred Bosch: Die Bohème am Bodensee, 2. Aufl. 1997, S. 472)

Eine andere Autorin am Bodensee – Lilly Braumann-Honsell – äußerte sich auf der Insel Reichenau verständnisvoll zu Elsers Attentat. (S. 568) Auch sie fuhr für kurze Zeit ins Gefängnis ein.

In altbewährter Weise präsentierten die Nazis bei jedem Anlass alte Rechnungen – und die Gestapo hatte mit Heydrichs Personenkartei (mehrere hunderttausend Zettel) beliebig viele Verdächtige parat, schon lange vor irgendeiner Tat.

Hätte Heydrich den Krieg überlebt, er hätte sicher vom Bundeskanzler Adenauer einen Orden bekommen für mustergültige Erfassung verfassungsfeindlicher Individuen.


gedenktafel in konstanz, schwedenschanze, an dem garten,
an dem elser 8. november 1939 verhaftet wurde.

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