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ARTHUR NEBE

 

Chef der deutschen Kriminalpolizei unter Hitler, fähiger Kriminalist, aber charakterschwach, alter Nazi, er ließ Elser nicht foltern, das besorgte die Gestapo.

1942 ließ er als Polizeigeneral an der Ostfront durch seine SD-Einsatzgruppe über 44.000 Juden umbringen. Er trug auf beiden Schultern, informierte die Verschwörer des 20. Juli über geplante Schläge ihrer Gegner. Nach dem 20. Juli ergriff Nebe mit seinem Freund Gisevius die Flucht. Erst als die beiden im Dreck steckten, brach die Erkenntnis durch: Wir hätten es machen sollen wie Elser, früh zuschlagen.

Zu spät. Nebe wurde verraten und im Februar 1945 gehenkt.

Nebe sah 1941 Elser zum letzten Mal, im Innenhof des Gestapohauptquartiers in Berlin. Darüber sprach Gisevius in seinen Erinnerungen:

„Plötzlich war auf dem Hof ein Häftling so schnell auf Nebe zugelaufen, dass die Wächter nicht Schritt mit ihm halten konnten. Nebe traute seinen Augen nicht: Es war der Münchner Attentäer, von dem er nie mehr etwas gehört hatte und den er nicht mehr unter den Lebenden wähnte. Mit Tränen in den Augen hatte Nebe mir damals von der gespenstischen Begegnung mit einer gepeinigten Kreatur erzählt. Elser war nur eine Ruine seiner selbst gewesen, weil man ihn mit stark gesalzenen Heringen, Hitze und Flüssigkeitsentzug zu erpressen versucht hatte. Sie ließen nicht locker: Er sollte irgendeine, sei es noch so vage Verbindung zu Otto Strasser gestehen. Der Kunsttischler war hart geblieben. Fast wie ein treuherziges Kind, ein Mensch jener Wesensart, wie man zuweilen unter Sektrierern findet, hatte er Nebe von seiner Pein erzählt, nicht um Milde wimmernd, nicht einmal klagend; es war eher wie ein glückhafter Aufschrei, nochmals dem einzigen Menschen begegnet zu sein, der seit seiner Verhaftung menschlich auf ihn eingegangen war.“

 

/elser/gedenkfeie_nebe.php | anares.org | comenius-antiquariat.ch Samuel Hess 2005