haasis:wortgeburten

 

TODESBEFEHL

 

Am 9. April 1945 kam in Dachau gegen 22 Uhr ein SS-Konvoi mit dem Hinrichtungsbefehl an, unterzeichnet von Gestapochef Heinrich Müller. Die auf Elser bezogene Stelle lautet:

„Auch wegen unseres besonderen Schutzhäftlings ‚Eller‘ wurde erneut an höchster Stelle Vortrag gehalten.

Folgende Weisung ist ergangen:
Bei einem der nächsten Terrorangriffe auf München bezw. auf die Umgebung von Dachau ist angeblich ‚Eller‘ tötlich (!) verunglückt.

Ich bitte, zu diesem Zweck ‚Eller‘ in absolut unauffälliger Weise nach Eintritt einer solchen Situation zu liquidieren. Ich bitte besorgt zu sein, dass darüber nur ganz wenige Personen, die ganz besonders zu verpflichten sind, Kenntnis erhalten.

Die Vollzugsanzeige hierüber würde dann etwa an mich lauten:
‚Am ....... anlässlich des Terrorangriffs auf ........ wurde u. a. der Schutzhäftling ‚Eller‘ tötlich (!) verletzt.‘

Nach Kenntnisnahme dieses Schreibens und nach Vollzug bitte ich es zu vernichten.“

Eines der bescheidensten Produkte des deutschen Journalismus, der Focus in München, versuchte um 1995, diesen Befehl als eine Fälschung „zu entlarven“.

Als ich vor dem Erscheinen meiner Elser-Biografie der Redaktion eine Zusammenstellung aller grundlegend neuen Ergebnisse samt Fotos anbot, goss ein Redakteur Arroganz und Desinteresse über mich aus.

Schon nach dem Krieg hatten gegenüber dem Münchner Untersuchungsrichter Naaff alte Kameraden versucht, den Befehl aus Berlin für eine Erfindung zu erklären, gestützt auf die zurückhaltenden Formulierungen mit dem mehrmaligen „ich bitte“. Sie scheiterten an der Aussage von Heinrich Müllers Sekretärin, seiner langjährigen Freundin, die die Unterschrift als seine erkannte.

 

/elser/gedenkfeie_todesbefehl.php | anares.org | comenius-antiquariat.ch Samuel Hess 2005