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DER ARME KONRAD 1514

Notiz von Hellmut G. Haasis
(Mai 2014)

 

Vor 500 Jahren warf Württembergs Herrscher,
Herzog Ulrich, eine Volkserhebung in ganz Württemberg nieder, die sich DER ARME KONRAD nannte.

Um die Rebellen im ganzen Land niederzuschlagen und seine irrsinnig hohen Staatsschulden zu bezahlen, verlangte der verschwenderische, militaristische, jähzornige und notorisch rechtsbrechende bis mordende Herzog eine Sondersteuer von 1 Million Gulden.

Wer sollte das aus dem rebellischen Volk herausquetschen? Der Herzog war am Ende seiner Gewaltherrschaft. Herauspauken konnte ihn nur das regionale Patriziat, die so genannte EHRBARKEIT.

Allein schon dieses würdige Wort war eine Lüge, die bis heute nicht sterben will.

In Wirklichkeit eine elitäre Machtelite, die keine Verantwortung für das Volk spürte und den kleineren Leuten gnadenlos in den Geldbeutel griff.

Dieses Jahr zum 500. Jahrestag werfen sich die Landesmedien, die Regierung samt allen möglichen Landesinstitutionen ins Zeug, um den Tübinger Vertrag zu feiern, der den Patriziern Sonderrechte einräumte.

Darunter das Sonderrecht, die Kosten für die Niederwerfung der Gemeinden just die zu Unterdrückenden selber zahlen zu lassen.

Die interessierten höheren Herrschaften verwechseln bis heute Sonderrechte für sich mit DEMOKRATIE.

So verbreiten sie noch heute die FALSCHE BEHAUPTUNG, der Tübinger Vertrag (bei dem nur das Patriziat Sitz und Stimme hatte, aus dem übrigen Volks niemand!), sei die MAGNA CHARTA DER DEMOKRATIE in Deutschland, wenn nicht gar in Europa.

Wieder einmal ertappen wir begnadete GESCHICHTSKLITTERER bei einer Lüge.

Die Landeshistoriker sind organisiert wie eine alte Zunft. Zutritt bekommt nur, wer sich der Grundphilosophie dieser Clique unterwirft:

HIE GUT WÜRTTEMBERG ALLE WEGE.
Die Landesgeschichte ist zwar nicht ideal, aber besser als in allen anderen deutschen Landschaften. Über Württemberg darf nur Positives gemeldet werden. Kritik an Missständen ist klein, sehr klein und leise zu halten. Wer nicht spurt, fliegt.

Politische Landeslügen zugunsten der Herrschenden haben LANGE SEHR LANGE BEINE.
500 Jahre lange.

Womöglich die einzige Ausnahme stellt dieses Jahr eine ländliche Protestveranstaltung in Endersbach im Remstal dar, am 1. Mai 2014.

Anstoß gab der Geschichtsausgräber aus Reutlingen Hellmut G. Haasis. Für eine breitere Basis sorgten die Aktivisten von K 1 (Kopfbahnhof, vierjährige Protestbewegung gegen den Kellerbahnhof S 21) in Stetten/Remstal.

Das Remstal war nicht zufällig 1514 Zentrum des Widerstands gegen die diktatorische Politik aus Stuttgart.

Wer heute kritiklos den Tübinger Vertrag feiert und den Armen Konrad beiseite schiebt oder gar anschmiert, befindet sich im besten Einvernehmen mit den Tendenzen der heutigen RESTAURATION.

 

 

 


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