Prof. Norbert Feinäugle zum schwäbischen Roman HEISEL REIN
Weingarten, 3. 12. 2008
(handschriftlicher Brief)
Es ist ein erstaunliches Zeit- und Milieubild, das Sie mit den Geschichten von und um Heisel Rein entstehen lassen – sehr anschaulich, einprägsam und ebenso mit Sympathie gezeichnet wie kritisch betrachtet.
Genossen habe ich ganz besonders die Mundart, die Sie meisterlich getroffen haben (da wurde manches und mancher vor meinem inneren Ohr wieder lebendig, der meinem Gedächtnis längst entschwunden zu sein schien).
Bei Ihrer Hauptfigur stellt sich das heute immer noch – wenn auch auf ganz andere Weise – aktuelle Problem des Ausgleichs zwischen individueller Lebensführung und gesellschaftlichen Ordnungsregeln. Die Lösung, die der totalitäre Staat dafür gefunden hat, wird in Ihrem Buch ja in aller Brutalität vor Augen gestellt.
Über die Erzählkonzeption kann man diskutieren, finde ich.
Auf jeden Fall ist es Ihnen aber gelungen, ein Stück Vergangenheit so dem Vergessen zu entreißen, dass man es nicht als Folklore nostalgisch konsumieren kann, sondern sich betroffen damit auseinander setzen muss.
Norbert Feinäugle