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Missglücktes Geburtstagseschenk?
von Ralf Jandl (Ministerialrat a. D., Horb/Neckar)

Die Ausstellung „Mythos Rommel“ des dem Wissenschaftsministerium unterstehenden „Hauses der Geschichte“ in Stuttgart hat viel Kopfzerbrechen gemacht.

Warum jetzt? Warum so? Warum überhaupt?

Hartnäckig hält sich das Gerücht, die Show, die eine Woche vor dem 80. Geburtstag des Sohnes Manfred Rommel begann, sei als Geburtstagsgeschenk für diesen beabsichtigt gewesen.

Dies dürfte bei einer Ausstellung eines staatlichen Institutes kein ausreichender Grund sein, und der Betrachter fragt sich, wozu das Ganze?

Was ist das Lernziel für die Besucher und insbesondere für Schulklassen? Die pädagogische Absicht bleibt im Dunkeln, was gerade bei solch einem sensiblen Thema unvertretbar ist.

Der Krieg in Afrika wird als „One man show“ mit vorwiegend NS-Bildmaterial dargestellt.

Bertold Brecht, der nicht zu den Verfassern von Tornisterschriften für den Schützengraben gehörte, hat aber gleichwohl recht, wenn er sagt: „Alexander eroberte Indien, hatte er nicht wenigstens einen Koch dabei?“

So gereicht die Rommelschau zu einer kritiklosen Bewunderung eines Offiziers, bei dem politische Skrupel erst erkennbar wurden, als der Krieg aussichtslos war.

Was bei uns nicht alles möglich ist!

Militärische Aktionen, selbst militärischer Mut, müssen in einen sinnvollen Gesamtzusammenhang eingebettet sein, wenn sie tolerabel sein sollen.
Dies war beim Krieg in Afrika genauso wenig zu erkennen wie bei den anderen Angriffskriegen Hitlers.

Insgesamt soll der Krieg in Afrika rund eine Viertelmillion Soldaten und Zivilisten das Leben gekostet haben. Davon liest man nichts in dieser Ausstellung.

Wie sehr die devote Verehrung von Generälen aus der Zeit des Nationalsozialismus noch heute die Gefühle der Hinterbliebenen verletzt, zeigt der Aufsatz von Hellmut G. Haasis, der seinen Vater im Krieg verlor.
Mein Vater wurde auf Kreta schwer verwundet bei einem militärischen Unternehmen, dessen Unsinnigkeit offensichtlich war und ist.

Junge Leute, die die Ausstellung besuchen, müssen zu dem Ergebnis kommen, der Rommel war ein fotogener Feldmarschall und als General sehr sexy.

Das Ganze ist ein geradezu klassisch falsches Lehrbeispiel auf Kosten der Steuerzahler.

Ralf Jandl, Ministerialrat a. D. (Horb/Neckar)

 

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