Ratzinger (4)
Hans Küng, pensionierter katholischer Theologe in Tübingen, einst Ratzingers Kollege, schlug wieder zu, zum Ende des ersten Amtsjahrs von Papa Ratzi. Dafür bestellte er Christoph Strack von der Katholischen Nachrichtenagentur ins Haus, den Hofberichterstatter von der Gnade der alleinseligmachenden Kirche.
Küng weiß genau, dass für die Propaganda in der Mediengesellschaft das Gebet nichts hilft, da braucht es schon die Herrschaft über die Meinungsindustrie.
Küng offenbarte sich im Schwäbischen Tagblatt (18. 4. 2006). Er inszeniert sich als Hoffnungsträger der Kirche, eine sehr sehr alte Kamelle, denn seit über 30 Jahren (und noch viel mehr) war in dieser Kirche nichts die Menschheit Bewegendes zu beobachten gewesen. Und Küng bastetelt immer an der Hoffnung herum – es wurde nichts.
Küng wirft den Kritikern einen Happen hin: Beißt rein, ich bin auch ein wenig dagegen.
Man liest mit Staunen:
„Die Wahl des Chefs der Glaubenskongregation, die für viele reaktionäre Lehrdokumente und Maßnahmen gegen Theologen verantwortlich ist, war für zahllose Katholiken eine Riesenenttäuschung.“
Nicht schlecht, denkt man zuerst.
Dann stilisiert sich Küng, nicht gerade bescheiden, zum Repräsentanten des fortschrittlichen Kirchenflügels.
„Joseph Ratzinger und ich sind nach drei guten gemeinsamen Tübinger Jahren 1966 bis 1969 immer mehr zu Repräsentanten der beiden auseinanderdriftenden Flügel der Kirche geworden.“
Vom sozialkritischen Flügel in den armen Ländern Südamerikas hat Küng wohl nie gehört.
Erstmals tut Küng so, wie wenn er die Leser an einem Geheimnis teilnehmen ließe. Der Papst habe ihn im September 2005 empfangen, dabei hätten sie „ein verständnisvolles, brüderliches Gespräch auf gleicher Augenhöhe wie früher in Tübingen“ geführt.
Da übernimmt sich Küng ein wenig. Opfer der eigenen Naivität. Der Fuchs Ratzinger hat ihn eingeseift, tat „sanft“. Seine Sanftheit ist Taktik – kommt aber nur bei Naivlingen und Medienleuten an. Den zweiten Teil seiner Taktik - „standhaft“ - kennt Küng sehr wohl, will ihn aber vor den Lesern verstecken.
Ratzinger war so standhaft, dass er uns im heißen Jahr 1968 bei einem Go-In nichts zu sagen hatte, als wir ihn unangemeldet in seinem Hörsaal besuchten.
HYPERLINK http://haasis-wortgeburten.anares.org/ratzinger/trillerpfeifen.php http://haasis-wortgeburten.anares.org/ratzinger/trillerpfeifen.php
„Ratzinger und die heiligen Trillerpfeifen von Tübingenn)
Oder man vergleiche die glorreiche „Verfolgung“ des späteren römischen Bischofs durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR.
HYPERLINK http://haasis-wortgeburten.anares.org/ratzinger/kueng1.php http://haasis-wortgeburten.anares.org/ratzinger/kueng1.php
„In BildAmSonntag (2./3. Oktober 2005) ließ sich der unsäglich geschwätzige Tübinger Prof. Hans Küng interviewen zur Stasi-Akte des Bischofs von Rom: RATZINGER.
Wir erleben taufrisch die wissenschaftliche Genauigkeit des Herrn Küng.
Das erlaubt Rückschlüsse auf seine wissenschaftliche Zuverlässigkeit.
BILD bittet Küng um eine „Einschätzung“ der Stasi-Akte Ratzingers.
Küng, eitel bis zum Abwinken, greift in die Vollen. Wir sehen ihn zum soundsovielten Mal am Märchenteppich vom ARMEN PAPA RATZI weben.
Neuer Stoff für die Gebrüder Grimm.
Küng, sehr erfahren im kreativen Umgang mit den Manipulationstricks der Bewusstseinsindustrie, enttäuscht den Springer-Schurnalisten nicht, er verschärft die Märtyrer-Überlieferung mit einem Kampfbegriff, für den ihn Goebbels und der Strolch von Braunau herzlich umarmt hätten.
Küng:
„Ich habe mit Joseph Ratzinger drei Jahre lang, von 1966 bis 1969, in Tübingen sehr gut zusammengearbeitet. Was ihm dort passiert ist mit den roten Rollkommandos, die seine Vorlesungen gestört haben, das war schon ein Schock für ihn. Auch als Kollegen bedroht und sogar mit Eiern beworfen wurden, war er sehr betroffen. Diese Aktionen haben sicherlich dazu geführt, dass er die Universität Tübingen verlassen hat, obwohl ich sehr bemüht war, ihn zu halten.“
Soweit der neue zölibatäre Bruder Grimm.
Das verräterische Wörtchen „sicherlich“ sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen.
(.....)
Küng greift zu einem Ablenkungsmanöver, er verlegt das Gewicht auf anonyme, von ihm nie gesichtete „rote Rollkommandos“, auf böse Störer in Vorlesungen, auf Eierwerfer.
(.....)
Zuletzt zu den Trillerpfeifen, mit denen die roten Rollkammandos Ratzinger schockten: Die haben wir aus Beständen der Kasernierten Volkspolizei bezogen, was man sehen konnte an einem kleinen Eindruck im gebogenen Innenbereich. Jeder Eingeweihte konnte an der Trillerpfeife erkennen, woher wir finanziert wurden.“
Jetzt dagegen sind die Tübinger Jahre gut. Wo sind dann die Roten Rollkommandos hingekommen? Haben sich wohl in Luft aufgelöst? Will ich doch nicht hoffen. Küngs Geschichtsüberlieferung ist halt wählerisch – je nachdem, wie er’s braucht.
Nach der Papstwahl waren wir monatelang die „bösen Buben“ – nicht ohne Stolz, haben wir doch die geistige Verkalkung und die Flucht des späteren Papstes zu verantworten. Eine Leistung, die nicht jedem gelingt.
Wie sagt der Modeschurnalismus da heute? Diese Studenten, also viele von uns, „haben Geschichte geschrieben“.
Jawoll.
Jetzt verzapft Küng, er habe mit Ratzinger im September 2005 über kirchliche „Außenpolitik“ gesprochen. – Was soll nun denn nun das sein?
„das Verhältnis christlicher Glaube und Naturwissenschaften, den Dialog der Religionen, das Projekt Weltethos“. – Außenpolitik?
Mit dem Schlagwort „Weltethos“ meint Küng sein eigenes Firmenlogo, wo er das Christentum in kräftiger Verdünnung weltweit führend machen will in Sachen Irrationalismus.
Wir sind gespannt darauf, wie Ratzinger nach George W. Bush und anderen Dunkelmännern den christlichen Glaubens-Unsinn naturwissenschaftlich fundieren will.
Die Schöpfungsideologie naturwissenschaftlich beweisen? Ein Unsinn im Quadrat. Die kleinsten Kenntnisse der Naturgeschichte lassen jeden hellen Kopf vor „Beweisen“ für die Schöpfung zurückschrecken.
Das weitere dieses Küngs-Interviews (18. 4. 2006) können wir kurz fassen: Der Papst sei weltweit anerkannt als moralische Institution, viele Völker und Politiker würden auf ihn hören.
Undsoweiterundsofort.
Ein altes katholisches Märlein, das die beiden angeblichen Gegner fleißig und übereinstimmend unter das Kirchenvolk streuen. Zwei geistige Verführer Hand in Hand.
Und wieder ist der Medienkünstler Küng für eine Überraschung gut. Er beschreibt den Zustand seinder Kirche, für Freidenker eine Hoffnung: „ausgedünnte Kader, mangelnder Nachwuchs, Wegbleiben der Jugend und immer mehr auch der Frauen, fatale Zusammenlegung von Gemeinden und Verkauf von Kirchen, allgemeiner Rückgang der Gottesdienstteilnahme und der kirchlichen Eheschließungen.“
Anschließend leimt der vermeintliche Hoffnungsträger Küng sein Kirchenvolk: Er wünsche sich, Ratzinger packe die bekannten Reformvorhaben an: „etwa die Frage der wieder verheirateten Geschiedenen, des Zölibats der Priester und der Ordination von Frauen usw....“
Nix davon wird der standhafte Ratzinger anpacken. Er wird das vernunftswidrige, ewig falsche Dogmensystem nie ändern. Davor schützen ihn sein Starrsinn und vor allem seine reiche Erfahrung als Inquisitor.
Denn das weiß jeder, der andere vernichten durfte: Auf das geringste Nachgeben folgt eine Flut von Veränderungen, die das ideologische Fundament der Kirche untergraben und wegspülen. Jede Änderung müsste der Vernunft Recht geben: Es wäre schon lange Zeit gewesen, etwas zu tun. Und jedes Opfer früherer geistig unwürdiger Zustände ruft nach Rache.
Ratzinger wird das nicht zulassen und Küng wird das nie begreifen. Er hat ja auch nie die Wolllust des Inquisitors gespürt.
(1. Mai 2006)