RATZINGER UND DIE HEILIGEN TRILLERPFEIFEN
VON TÜBINGEN
Das Schwäbische Tagblatt brachte am 17. August 2005 einen Auszug aus der Süddeutschen Zeitung, wo es Tübingen auf glückliche Weise zu einer negativen Meldung in der Papstbiografie von Altmeister Joseph Ratzinger brachte.
Eine Ehrung im Leben eines international angesehenen Kleingeistes. Der Superstar der Eventgesellschaft. Aber wir sind sicher: in wenigen Jahren ist der Stern verblasst, Pfützen auf der Straße der Mediengesellschaft sind nicht tief und deshalb bald ausgetrocknet. Und die Karawane der Unterhaltungsindustrie zieht bald weiter. Morgen ist ein Sexheld vorne, übermorgen ein Rennfahrer.
"(...) In Tübingen wurden seine Vorlesungen mit Trillerpfeifen gestört. Man verteilte Flugblätter, auf denen zu lesen war, die Darstellung des Gekreuzigten sei eine "sadomasochistische Verherrlichung von Schmerz". Einige Studenten der evangelischen Theologie sollen "Verflucht sei Jesus!" gerufen haben. Die Schuldigen ortete er bei einem kleinen Kreis von Funktionären, der die Entwicklung in diese Richtung trieb". Eine akademische Elite vermutete Ratzinger hinter der "gewalttätigen Explosion marxistischer Theologie"; der Anreger war der Tübinger Professor Ernst Bloch. Die Früchte der Studentenrevolte reifen laut Ratzinger bis heute. (...)"
Soweit die brüchigen Erinnerungen des Heiligen Hasenfuß von Rom.
Die Trillerpfeifer aller Fachrichtungen fühlen sich geehrt: Wir haben Märtyrerbewusstsein auf den römischen Bischofsstuhl gebracht.
Wer kann das sonst von sich behaupten?
Zum ganzen Vorgang wäre natürlich viel zu sagen. Aber dafür hat zum ersten Ratzingers Gedächtnis keine Kapazität frei; zweitens verstand er schon damals nicht, worum es uns in der Gegnerschaft gegen Amerikas Vietnamkrieg ging; drittens kapierte er noch weniger, welche Gefahren wir bei der Notstandsverfassung sahen. Viertens kam er aus dem hinterwäldlerischsten Teil Bayerns und hatte noch nie einen normalen Beruf ausgeübt. Schwuppdich war er Professor, später ging's rasant die Bischofsleiter hinauf.
Dennoch irgendwie tröstlich und deshalb haben wir alten Freidenker und Freigeister und Gottesleugner und Ketzer unseren Joseph warm in unsere gottlosen Herzen geschlossen. Je mehr Ratzinger in der Welt herumwindet, desto mehr Aufwind bekommen die Ideen von Freidenkern und Atheisten.
Also, Joseph, nicht schlappmachen! Weiter so! Gemischt religiöse Paare ruhig aufs Hirn schlagen. Geschiedene Wiederverheiratete zum Teufel jagen, wenn sie sich der Kirche nähern - sie sind bei uns besser aufgehoben. Religiös gemischte Ehen ruhig vergewaltigen durch den Zwang zur katholischen Eheschließung und ausschließlich katholischen Erziehung der Kinder. Auch das öffnet die Ohren von Zweifelnden für den Geist der Freiheit und der Vernunft und der Aufklärung. Nur so wird der Fundamentalist auf dem römischen Bischofsstuhl an Boden verlieren.
Hellmut G. Haasis (Reutlingen)
19. 8. 2005