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UNFREIWILLIGE ROMMEL-VERSPOTTUNG IN STRASBOURG 1941

Eine Beobachtung von Hellmut G. Haasis
(August 2011)

 

Rommels Panzerparade Strasbourg Dezember 1941.
Erstveröffentlichung: Les saisons d’Alsace. DNA Strasbourg Juin 2011. „Vivre en Alsace sous le Nazisme“. Strasbourg 2011, S. 33.
Die französische Veröffentlichung untertitelt (übersetzt von mir): „Versammlung im Dezember 1941 vor dem Weihnachtsbaum, aufgestellt auf dem Karl-Roos-Platz“ (heute wieder Place Kléber, Strasbourg).

Die Straßburger Nazis suchten den Panzergeneral im Dezember 1941 mit Panzerattrappen zu ehren.

Der Ort war der Zentralplatz der Stadt, heute Place Kléber, damals Karl-Roos-Platz genannt.

Karl Roos (1878-1940), elsässischer Lehrer und autonomistischer Politiker, der ab 1933 immer mehr Nationalsozialist wurde und Hitlers Eroberungspolitik begrüßte. Ab 1926 von der französischen Polizei als Spion verdächtigt und überwacht. Heftiger Gegner der französischen Politik im Elsass. 1940 von der französischen Justiz als angeblicher Spion hingerichtet, obwohl offenbar keine schriftlichen Beweise vorlagen, aber Aussagen aus seinem Bekanntenkreis. Bevor Hitler kam, hatte Roos einen unabhängigen elsässisch-lothringischen Staat angestrebt. (mehr in seinem Wikipedia-Artikel)

Erwin Rommel war seit Februar 1941 Befehlshaber der deutschen Truppen in Nordafrika. Als die elsässischen Nazis ihn im Dezember 1941 mit einer Propagandaveranstaltung ehrten, hatte er seit April 1941 die Cyrenaika bis vor die Mauern von Tobruk erobert.

Dass Rommel bis Dezember 1941 sich stark zurückziehen musste, tat seinem aufblühenden MYTHOS im Elsass und sonst wo keinen Abbruch.

Das Foto oben von Strasbourg Dezember 1941 macht mir einen zwiespältigen Eindruck. Es sieht fast so aus, wie wenn sich hier einige französisch orientierte Spaßvögel einen Scherz geleistet hätten.

Eine Parodie? Verspottung?

Die linke Panzerattrappe sieht nach einer respektablen Darstellung aus. Die Verkleidung ist geschlossen, oben schaut ein Hitlerjunge als Panzerfahrer mit einer Schutzbrille heraus, vor ihm ein Geschützrohr.

Die rechte Panzerattrappe ist dagegen mehr als unfertig. Dem jugendlichen Panzerfahrer fehlen Mütze und Brille. Der dilettantische Bluff entlarvt sich selbst: Wir sehen den Unterbau. Unter dem Gefährt erkennen wir einen einachsigen Karren, das lächerliche Ungetüm ist auf einen Holzbock aufgebaut.

Zur Blamage der Nazipropaganda wird der Panzergeneral auch noch falsch geschrieben, es fehlt ein m.

Im umgebenden Aufsatz dieser heutigen Straßburger Zeitschrift findet sich keine Erklärung für die Unstimmigkeit der Rommel-Propaganda im Dezember 1941.

Also übernehme ich dieses Bild für mich als eine UNFREIWILLIGE PARODIE AUF ROMMEL in aufgehetzten, hektischen Zeiten.

 

 

/rommel/MYTHOSROMMEL2.php | anares.org | comenius-antiquariat.ch Samuel Hess 2005