haasis:wortgeburten

UNDERGROUND 27

Untergrundliteratur in Baden 1934
Volksgedicht eines EULENSPIEGELS:
(Spottlied jüdischer Jugendlicher)

Hindenburg, der große Reiter,
hat am Arsch ’nen Blitzableiter,
Vorne eine Essiggurk,
Deshalb heißt er Hindenburg.

Undergroundmaterial der 1930er Jahre findet sich in den Lageberichten der Gestapo und der Staatsanwaltschaften in Baden. Ediert von Jörg Schadt (Hg.): Verfolgung und Widerstand unter dem Nationalsozialismus in Baden. Die Lageberichte der Gestapo und des Generalstaatsanwalts Karlsruhe 1933-1940, Stuttgart usw. 1976.

Bei den selten belegten Aktivitäten findet man das Absägen einer Hitler-Linde im April 1934 in Bühl bei Offenburg (S. 93). Druckschriften aller Art und Herkunft tauchen aus der Schweiz und Frankreich auf, nur zum Teil von Emigranten. Die KP-Blätter fallen durch eine einheitliche Sprache und eine stets ähnliche, ermüdende Argumentation auf. Dadurch hatte es die Gestapo in der Einschätzung leicht. Hier will ich nur Texte melden, die originell sind.

Im Bericht vom 4. Oktober 1934 heißt es in der Rubrik „Juden und Freimaurer“.
„Jüdische Schulkinder in Adelsheim sangen über den verstorbenen Reichspräsidenten folgenden beleidigenden Vers:

Hindenburg, der große Reiter,
hat am Arsch ein[en] Blitzableiter,
Vornen eine Essiggurk,
Deshalb heißt er Hindenburg.“ (Schadt S. 116/117)

Des weiteren beobachtet die Gestapo, dass jüdische Jugendorganisationen noch immer Wanderungen machen in Uniform und mit Wimpeln und in den Ferien ein Zeltlager beziehen. Die Gestapo hat beim Innenminister ein „Verbot des Tragens von einheitlicher Uniform sowie Wimpeln für jüdische Jugendorganisationen“ beantragt. Im Allgemeinen hielten sich aber die jüdischen Jugendorganisationen sehr zurück (S. 117).

 



 

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