haasis:wortgeburten

 

stauffenberg-gedenkstätte in stuttgart - und wo bleibt georg elser?

 

spät, sehr spät, schwäbisch verpennt.
so reagiert jetzt der ministerpräsident oettinger auf die ansteigende mediale verwertbarkeit des schwäbischen hitler-attentäters claus schenk von stauffenberg.

obwohl noch nichts zu sehen ist, lässt oettinger sich bei der betrachtung von plänen ablichten (südwestpresse ulm, 18. 5. 2006).

ein atem beraubender informationsgehalt. schurnalismus light. gute alte hofberichterstattung, seit über 200 jahren landesüblich.

 

 

im alten schloss wird eine stauffenberg-gedenkstätte eingerichtet, weil die familie hier lebte und der spätere hitler-attentäter hier aufwuchs.

großmundig schreibt die regierungspresse: hier werde man den lebensweg der brüder claus und berthold (hingerichtet) nachzeichnen.

ich gehe jede wette ein: ausgeklammert werden die monarchistischen, noch mehr die tief nazistischen wurzeln wenigstens von claus stauffenberg. kein wort wird davon zu erfahren sein, dass claus 1939 seinen onkel der gestapo ausliefern wollte, weil der sich zu früh gegen hitler aussprach.

war nicht noch ein anderer schwabe gegen hitler? und viel viel früher? georg elser, freilich mit nachteiligen merkmalen belastet: kein oberst, vielmehr ohne militärerfahrung und nix als schreiner; kein adliger, sondern sohn eines fuhrmanns und einer armen bäuerin; kein abitur, nur 7 jahre volksschule, keine berühmte verwandtschaft, las nie stefan george, sondern lieber ein handbuch über möbelherstellung usw.

kurz: elser fehlt alles, was man braucht, um im medienzirkus zu den großen deutschen gerechnet zu werden.

im letzten herbst bekam oettinger aus einem seiner ministerien einen vorschlag eingereicht, am elser-gedenkstein in heidenheim-schnaitheim einmal einen kranz niederlegen zu lassen.

die verarbeitung des vorschlags: ein meisterstück. in einem schwindel erregenden tempo wurde das papier von einem beamtenplatz zum andern geschoben, 5 monate lang. (in worten: fünf monate). endlich raffte sich der chef auf: er sei grundsätzlich damit einverstanden, aber man dürfe nicht so früh handeln.

 

 

„allerdings halte ich es für wirkungsvoller, eine staatliche würdigung an runden und halbrunden gedenkdaten durchzuführen. wir sehen daher eine kranzniederlegung im jahre 2010 vor und werden zeitgerecht prüfen, ob diese würdigung in geeigneter form ergänzt werden kann. beispielsweise durch einen vortrag zum wirken des widerstandskämpfers elser.“

und das geld für die stauffenberg-gedenkstätte, die nichts wichtiges bringt? schlappe 750.000 euro.

 

ab november 06 werden wir für teures geld bewundern dürfen: zwei büsten der brüder, dokumente zum leben und ein cello von claus. – rührend.

ein konstruktiver vorschlag. mein opa karl schmid hatte als lehrling des königlich-württembergischen hofkaminfegermeisters baumeister (vater des avantgardistischen künstlers willi baumeister) bei den stauffenbergs den kamin zu fegen. als dank der familie brachte er eines tages den stauffenbergischen pottschamper (nachtopf) mit nach hause.

 

 

dieses stück altwürttemberg wird noch heute in unserer familie hochgehalten (in wörtlichen sinn) und an nationalen gedenktagen beim festmahl herumgereicht, unter absingung der nationalhymne.

wenn die landesregierung höflichst darum bittet, könnte der familienrat dieses patriotische juwel der gedenkstätte als leihgabe überlassen. vielleicht.

hellmut g. haasis, reutlingen (mai 2006)

 

der andere schwäbische hitler-attentäter
ungefähr 1936 am itzelberger see
bei königsbronn

 

 

 

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