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Hellmut G. Haasis: Wer ermordete Joseph Süss?
Der verheimlichte Stuttgarter Justizmord
Musik: Stefan Charisius (Kora).
Marie Koellner liest.

Ein Abend der Anstifter (Stuttgart) zum Auschwitz-Tag
Donnerstag, 27. Januar 2011 -  19:30 h - Theaterhaus Stuttgart
 Siemensstrasse 11, 70469 Stuttgart
Zu erreichen mit den Stadtbahnlinien U5, U6, 15 (Hbf) und U13 (Bad Cannstatt). Haltestelle Pragsattel oder Maybachstraße.
 
1738 wurde JOSEPH SÜSS OPPENHEIMER, Heidelberger Geschäftsmann und herzoglicher Finanzberater, vom Stuttgarter Geheimen Kriminaltribunal an den Galgen gehängt, beim Pragfriedhof.

Die Berichterstattung war verboten, die Akten wurden weggeschlossen.

Die Landeshistoriker kannten keine Quellen über Süß, aber von einer Generation zur andern gaben sie es einander weiter:

Der Jud – ein Landesverderber, Verbrecher, Hochverräter, Dieb, Münzfälscher, Frauenheld.

Hier wird ein anderer Süß vorgestellt, aus den geheimen Justizakten: ein für das zurückgebliebene patrizische Württemberg viel zu moderner Aufklärer, kulturell und wirtschaftlich überlegen, deshalb von Neid verfolgt.

Süß war bereits vor der ersten Gerichtssitzung zum Tod verurteilt. Elf Monate lang lag er in einem Loch der Festung Hohenneuffen, danach des Hohenaspergs.

Sein Pflichtverteidiger Mögling blieb eine KNECHTISCHE SEELE, half zum Justizmord.

Er erhob keinen Protest dagegen, dass Süß der FOLTER unterworfen wurde, sechs Monate lang.

Süß antwortete auf das schreiende Unrecht mit Hungerstreik, er nahm nur noch koschere Speisen zu sich.

Unter dem Galgen hielt er sich offen zum Glauben seiner Vorfahren, er wurde WIEDER JUDE.

Bei der Beratung des Todesurteils gab das Geheime Kriminaltribunal intern zu, es fände keine ausreichenden Vorwürfe.

Ein Tübinger Juraprofessor im Gericht traf es auf den Punkt: „Dennoch hat der Jud den Tod verdient.“

Die kleine jüdische Gemeinde von Stuttgart brachte illegal eine hebräische Gedenkschrift heraus. Was 1738 als Publikation unter schwerster Strafe stand, zählt noch heute nicht zur Stadtgeschichte. Im Jahr 1994 brachte Haasis die kleine Schrift übersetzt als ein würdiges Totengedenkbuch heraus.
 

An diesem Abend erzählt der Süß-Biograph das Leben und Ende von Süß anhand alter und neuer Illustrationen.

Stefan Charisius spielt Kora, Marie Koellner liest Originaltexte, die den harten Weg zum Tod nachgehen.
 

Angela Laich: Joseph Süß in der Haft (links), vor seinen Anklägern (rechts), hinten in der Mitte die Festung Hohenasperg als Haftort, davor das Herrenhaus auf dem Stuttgarter Marktplatz, wo Süß vor der Hinrichtung eine Woche in der Todeszelle lag. (Zeichnung 1994, Unikat)

 


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